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Live-Inhalte haben Untertitel: Echtzeit-Barrierefreiheit für alle

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Ob Webinar, Livestream oder Videokonferenz – Live-Formate sind heute Standard. Doch viele Menschen sind von solchen Angeboten ausgeschlossen, wenn es keine Untertitel gibt: Menschen mit Hörbehinderung, Menschen in lauter Umgebung oder auch jene, die gerade keinen Ton nutzen können.

Live-Untertitel sorgen dafür, dass alle mitkommen – in Echtzeit

Browser zeigt Live-Video mit Untertiteln (CC) für barrierefreie Live-Inhalte

Inhaltsverzeichnis

Wann sind Live-Untertitel notwendig?

In manchen Fällen sind Live-Untertitel gesetzlich vorgeschrieben, z. B. bei politischen Veranstaltungen, öffentlich-rechtlichen Formaten oder unter dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), wenn ein digitales Produkt oder Service betroffen ist.

Aber auch ohne Verpflichtung lohnt es sich:
Bei Produktdemos, Online-Workshops, Schulungen, Livestreams oder großen internen Meetings wird durch Live-Untertitelung niemand ausgeschlossen.

Zwei Wege zu Live-Untertiteln

Es gibt zwei gängige Möglichkeiten, wie du Untertitel in Echtzeit anbieten kannst:

1. Automatische Live-Untertitel

Viele moderne Plattformen wie Microsoft Teams, Zoom, Google Meet, YouTube Live oder PowerPoint bieten integrierte automatische Untertitel. Dabei wird das gesprochene Wort in Echtzeit von einer KI erkannt und als Text eingeblendet – oft mit einer minimalen Verzögerung von 1–3 Sekunden.

Vorteile

  • Oft kostenlos inbegriffen
  • Einfach nutzbar, meist ohne Zusatzsoftware
  • Schnell aktivierbar – z. B. per Knopfdruck während eines Meetings


Zu beachten:

  • Die Erkennungsqualität hängt stark von Sprache, Aussprache, Mikrofonqualität und Hintergrundgeräuschen ab
  • Fachbegriffe, Eigennamen oder Dialekte werden oft nicht korrekt erkannt
  • Untertitel lassen sich selten direkt bearbeiten oder speichern

Automatische Live-Untertitel eignen sich gut für informelle Besprechungen, interne Schulungen oder Veranstaltungen mit wenig Fachjargon. Für barrierefreie Pflichtinhalte reichen sie jedoch oft nicht aus

2. Menschliche Live-Schriftmittler

Bei besonders wichtigen, öffentlichen oder rechtlich relevanten Inhalten – z. B. Konferenzen, Presse-Events oder barrierepflichtigen Livestreams – empfiehlt sich eine professionelle Lösung mit Live-Transkriptor:innen (auch: Schriftdolmetschende). Diese schreiben das Gesagte nahezu in Echtzeit mit – über spezielle Software oder direkt über eine Schnittstelle zum Stream.

Vorteile

  • Deutlich höhere Genauigkeit, auch bei komplexen Inhalten
  • Korrekte Formatierung, Sprecher:innen-Zuweisung und Gliederung
  • Möglichkeit, auch Hintergrundgeräusche oder Stimmungen einzubauen (z. B. [Applaus])


Zu beachten:

  • Kostenpflichtig (häufig ab ca. 80–120 €/h)
  • Benötigt Planung und ggf. technische Anbindung

Für viele öffentliche Veranstaltungen ist diese Variante auch gesetzlich vorgeschrieben (z. B. bei barrierefreien Online-Angeboten nach BITV).

Fazit

Auch bei Live-Inhalten ist Barrierefreiheit möglich – und einfacher, als viele denken. Ob automatisch oder mit professioneller Unterstützung: Untertitel in Echtzeit sind eine Investition in Inklusion, Qualität und Professionalität.

Häufige Fragen

  • Live-Untertitel machen Inhalte in Echtzeit für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich – und sorgen dafür, dass alle Zuschauer:innen den Inhalten besser folgen können, z. B. bei schlechter Audioqualität, lauter Umgebung oder wenn der Ton nicht verfügbar ist. In vielen Fällen sind sie auch gesetzlich vorgeschrieben (z. B. nach BITV oder BFSG).

  • Für viele interne oder informelle Veranstaltungen ja. Bei öffentlichen oder rechtlich relevanten Inhalten solltest du auf professionelle Live-Transkription durch Menschen setzen – die Qualität ist deutlich höher und entspricht eher den Anforderungen der Barrierefreiheit.

  • Bekannte Plattformen mit eingebauter Funktion sind z. B.:
    Zoom
    Microsoft Teams
    Google Meet
    YouTube Live
    PowerPoint (ab Office 365)
    Je nach Sprache und Akzent kann die Qualität stark variieren – daher immer vorab testen.

  • Die Preise starten meist bei 80 bis 120 Euro pro Stunde, je nach Anbieter, Thema und technischem Setup. Für barrierefreie Livestreams, Online-Kongresse oder Events mit Medienbezug lohnt sich diese Investition – und sie ist in vielen Fällen förderfähig oder steuerlich absetzbar.