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Videos mit Audiodeskriptionen: Wenn Bilder zu Sprache werden

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Ob Produktvideo, Lerninhalt oder Veranstaltungsmitschnitt – viele Videos enthalten entscheidende Informationen, die rein visuell vermittelt werden: ein Blick, eine Geste, eine Texttafel oder eine Handlung im Hintergrund. Für blinde oder stark sehbehinderte Menschen bleiben diese Inhalte unsichtbar. Die Lösung: Audiodeskriptionen.

Video-Player mit Audiowellen-Symbol, Play-Button und Lautstärke-Regler für barrierefreie Medien

Inhaltsverzeichnis

Was sind Audiodeskriptionen?

Audiodeskriptionen sind gesprochene Beschreibungen wichtiger visueller Inhalte. Sie werden zusätzlich zur Originaltonspur eingefügt – entweder als zweite Tonspur, als Teil eines alternativen Videos oder in schriftlicher Form. Sie machen Videos barrierefrei – und ermöglichen damit mehr Teilhabe, Verständnis und Inklusion.

Wann sind Audiodeskriptionen nötig?

Gesetzlich verpflichtend sind Audiodeskriptionen vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und bei bestimmten barrierefreien Angeboten nach BITV/BFSG.

Doch auch unabhängig davon gilt:
Immer wenn ein Video wesentliche Informationen nur visuell vermittelt, solltest du eine Audiodeskription anbieten – z. B. bei:

  • Ein Interview, bei dem eine Person nur nonverbal reagiert
  • Ein Produktvideo mit erklärenden Texteinblendungen
  • Ein Lehrvideo mit komplexen Animationen oder Diagrammen
  • Werbespots ohne Sprechertext

Ziel ist es, dass auch Menschen ohne Sehvermögen die zentralen Aussagen und Inhalte nachvollziehen können – und nicht auf bloße Tonausschnitte angewiesen sind.

Was eine gute Audiodeskription ausmacht

Eine Audiodeskription ersetzt nicht das Bild – sie vermittelt gezielt die wesentlichen Inhalte, die für das Verständnis entscheidend sind. Dabei gilt:

  • So knapp wie möglich, so präzise wie nötig
  • In einfacher, sachlicher Sprache
  • In Pausen des Originaltons platziert, um diesen nicht zu überlagern
  • Neutral und ohne Wertung

Beispiel:

Ein rotes Auto fährt langsam die Küstenstraße entlang. Eine Frau winkt am Straßenrand.

Es geht nicht darum, jede Bewegung zu beschreiben, sondern das zu benennen, was für den Inhalt und Kontext wichtig ist.

So setzt du Audiodeskriptionen um

Es gibt verschiedene Wege, eine Audiodeskription zu erstellen – je nach Anspruch, Budget und technischer Umgebung.

Direkt im Schnittprogramm

Wenn du dein Video ohnehin bearbeitest, kannst du die Audiodeskription direkt im Schnittprozess hinzufügen:

  • Inhaltliches Skript erstellen (Was muss beschrieben werden?)
  • Audiokommentar einsprechen – z. B. mit Mikrofon und neutraler Stimme
  • Sprechpausen im Originalton nutzen und die Beschreibung exakt platzieren
  • Zweite Tonspur anlegen oder das Video alternativ mit eingemischter Beschreibung exportieren

Tipp

Programme wie DaVinci Resolve, Adobe Premiere Pro oder Final Cut Pro eignen sich dafür besonders gut. In DaVinci kann die Tonspur exakt gelegt, bearbeitet und exportiert werden – sogar mit unterschiedlichen Sprachfassungen.

Als Zweitversion oder externes Format

Wenn eine Integration im Video nicht möglich ist (z. B. bei bereits veröffentlichten Clips), kannst du eine separate Audiodeskriptions-Version des Videos bereitstellen – entweder als:

  • eigenes Video mit eingebauter Beschreibung,
  • zusätzliche Audiospur (z. B. über Vimeo Player),
  • oder verlinktes Audiodokument (z. B. MP3 mit Beschreibung).

Tools zur Umsetzung

  • Audioskript.de

    ist ein kostenfreies Online-Tool zur Erstellung von Audiodeskriptionen und Transkripten für barrierefreie Medien. Es wurde vom Projekt „Barrierefrei kommunizieren!“ entwickelt und richtet sich besonders an Bildung, Kultur und öffentliche Einrichtungen.

  • cap4free

    cap4free ist ein kostenloser Service zur Untertitelung von Videos in Echtzeit oder nachträglich – speziell für nicht-kommerzielle, barrierefreie Projekte.

Alternative: Textliche Beschreibung

Wenn keine gesprochene Version möglich ist – z. B. bei kurzen Clips oder fehlendem Budget – kannst du zumindest eine textliche Beschreibung ergänzen, z. B.:

  • als zusätzliche Beschreibung unterhalb des Videos,
  • oder in einem verlinkten Transkript, das die Szenen detailliert beschreibt.

Diese Lösung ersetzt keine vollwertige Audiodeskription, ist aber besser als gar keine Information und kann besonders für Screenreader-Nutzer:innen hilfreich sein.

Beispiele & Best Practices

Viele öffentlich-rechtliche Mediatheken wie ARD oder ZDF bieten bei Spielfilmen und Dokus standardmäßig Audiodeskriptionen an – abrufbar über das Lautsprechersymbol oder als eigene Version.

Auch auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo kannst du unter Umständen eine zweite Tonspur hinzufügen oder in der Beschreibung auf eine barrierefreie Version verlinken.

Tipp: Auch für Lernvideos auf Plattformen wie Moodle, Udemy oder Firmen-Intranets lohnt es sich, eine Version mit Audiodeskription bereitzustellen – z. B. für Schulungen, rechtliche Inhalte oder komplexe Prozesse.

Barrierefreie Videoplayer nutzen

Du möchtest deine Videos nicht nur mit Audiodeskriptionen versehen, sondern auch richtig einbetten? In unserem Lernartikel zu barrierefreien Videoplayern zeigen wir dir, wie du z. B. den Able Player einbindest – mit Unterstützung für Untertitel, Audiodeskriptionen und Tastatursteuerung.