Was sind Barrierefreiheits-Overlays?
Barrierefreiheits-Overlays sind Tools, die per JavaScript-Funktionalität auf Webseiten eingebunden werden. Sie fügen Steuerelemente hinzu, etwa für Schriftgrößenänderung, Farbanpassung oder Text-to-Speech-Funktionen. Damit versprechen sie, Accessibility-Probleme auf einfache Weise zu lösen, ohne tief in den Code eingreifen zu müssen.
Aber genau das ist das Problem: Oberflächliche „Reparaturen“ ersetzen keine durchdachte, systematische Barrierefreiheit.
Warum Overlays grundlegende Probleme nicht lösen
Diese Tools können keine echten Fehler beheben. Wenn deine Navigation nicht mit der Tastatur bedienbar ist, bleibt sie es auch mit Overlay. Sie fügen auch keine sinnvollen Alt-Texte hinzu und korrigieren keine falsche Überschriften-Hierarchie. Solche Dinge müssen direkt im Code gelöst werden – nicht durch ein Skript obendrauf.
Warum sind diese Tools trotzdem so erfolgreich?
Trotz all ihrer Schwächen setzen viele Unternehmen auf Accessibility-Overlays. Warum? Weil sie hoffen, dass ein Tool alle Probleme lösen kann – schnell, günstig und ohne großen Aufwand. Die Anbieter versprechen genau das: Barrierefreiheit auf Knopfdruck. Und viele glauben es, weil sie sich mit dem Thema noch nicht tiefer beschäftigt haben. Die Nachfrage basiert weniger auf Wirkung als auf Wunschdenken. Es klingt eben einfacher, ein Script zu installieren, als sich mit Code, Standards und echten Nutzerbedürfnissen auseinanderzusetzen.
10 schockierende Fakten über Barrierefreiheits-Overlays
- Overlays können bestehende Barrieren verstärken
Sie verändern den Seitenaufbau dynamisch, stören Screenreader und beeinträchtigen die Tastaturnavigation. Auch Ladezeiten steigen, was die gesamte Nutzererfahrung verschlechtert.
Quelle: overlayfactsheet.com – Overlay Fact Sheet - 72 % der Menschen mit Behinderungen finden Overlays nutzlos
Eine Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Betroffenen hält Overlays für „nicht effektiv“ oder „völlig nutzlos“. Nur 2,4 % bewerten sie als hilfreich.
Quelle: webaim.org – 3rd Web Accessibility Practitioners Survey - Overlays bieten keinen rechtlichen Schutz
Trotz Werbeversprechen wurden über 900 Unternehmen mit Overlays verklagt. Die Tools garantieren keine ADA-Konformität.
Quelle: usablenet.com – 2023 ADA Lawsuit Report - AccessiBe wurde zu einer Millionenzahlung verurteilt
Die US-Handelskommission FTC ahndete irreführende Werbung mit einer Strafe über 1 Million Dollar.
Quelle: ftc.gov – Final Order against AccessiBe - Overlays sammeln sensible Nutzerdaten
Sie erkennen den Einsatz von Hilfsmitteln und senden Daten an Dritte – oft ohne Einwilligung. Das ist datenschutzrechtlich bedenklich.
Quelle: overlayfactsheet.com – Overlay Fact Sheet - Nur 25–30% der Barrierefreiheitsprobleme werden gelöst
Komplexere Fehler wie fehlerhafte Semantik oder fehlende ARIA-Rollen bleiben bestehen und erfordern manuelle Nacharbeit.
Quelle: asu.edu – ASU IT Accessibility on Overlays - Overlays schaden der Performance und SEO
Die zusätzlichen Skripte verlangsamen Websites, was sich negativ auf die Sichtbarkeit bei Google auswirken kann.
Quelle: developers.google.com – Avoid intrusive interstitials - Sie erschweren den Zugang statt ihn zu erleichtern
Viele Overlays sind schwer bedienbar, schlecht sichtbar oder nicht barrierefrei eingebunden.
Quelle: siteimprove.com – Seen through the eyes of a blind user - Mehr als 800 Experten lehnen Overlays ab
Ein offener Brief kritisiert die Tools als schädlich und kontraproduktiv – unterzeichnet von Branchenführern.
Quelle: overlayfactsheet.com – Overlay Fact Sheet - Overlays sind langfristig teurer
Jährliche Lizenzkosten ohne nachhaltige Wirkung machen sie auf Dauer zur ineffizienten Lösung.
Quelle: overlayfactsheet.com – Overlay Fact Sheet
Was sind echte Alternativen?
Unternehmen, die es ernst meinen mit Barrierefreiheit, sollten auf diese Maßnahmen setzen:
- Barrierefreies Design von Anfang an
Accessibility ist keine nachträgliche Korrektur, sondern muss Teil des UX- und Dev-Prozesses sein. - Einhaltung der WCAG 2.2
Die Web Content Accessibility Guidelines bieten klare, nachvollziehbare Standards für digitale Barrierefreiheit. - Manuelle und automatisierte Tests kombinieren
Tools wie axe, silktide, Lighthouse helfen bei der Analyse, aber entscheidend bleibt der menschliche Test durch echte Nutzer:innen. - Betroffene einbeziehen
Menschen mit Behinderungen sind Experten in eigener Sache – ihre Perspektive ist essenziell in der Entwicklung. - Teams regelmäßig schulen
Sensibilisierung und Know-how zu Barrierefreiheit sollten fester Bestandteil jeder Digitalstrategie sein.
Unser Ansatz: Ehrlich, praxisnah, transparent
Mit unserer Lernplattform verfolgen wir einen anderen Weg: Wir versprechen keine Wunderlösungen, sondern vermitteln praxisnahes Wissen rund um echte digitale Barrierefreiheit. Uns ist wichtig, offen zu zeigen, was möglich ist – und was nicht. Dabei setzen wir auf klare Inhalte statt Marketingversprechen, und auf langfristiges Lernen statt kurzfristiger Klicklösungen. Denn Barrierefreiheit beginnt mit Verständnis – nicht mit einem Tool.
Immer auf dem neuesten Stand
Barrierefreiheit entwickelt sich ständig weiter – und wir mit ihr. Unsere Inhalte werden regelmäßig aktualisiert, damit du immer von den neuesten Erkenntnissen, Standards und Tools profitierst. Wir bleiben für dich am Ball, damit du up to date bleibst – verständlich, zuverlässig und praxisnah.
Fazit
Barrierefreiheits-Overlays sind keine Lösung – sie sind Teil des Problems. Sie geben Unternehmen ein falsches Sicherheitsgefühl, verschlechtern oft die User Experience und untergraben echte Inklusion. Wer Verantwortung übernehmen will, muss in echte, nachhaltige Barrierefreiheit investieren.